Lernen
Ja, solltest du! An manchen Universitäten ist der Besuch mindestens einer AG pro Rechtsgebiet sogar verpflichtend. AGs sind sehr hilfreich, weil du lernst, Fälle zu lösen. In der Vorlesung wird in der Regel theoretisches Wissen vermittelt. Deine Klausur besteht jedoch nicht aus der Abfrage theoretischen Wissens, sondern aus der Lösung eines Falls. Die AG unterstützt dich dabei, den Gutachtenstil zu erlernen und das theoretische Wissen der Vorlesung anzuwenden. Das bereitet dich optimal auf deine Klausur vor. Durch die kleine Teilnehmerzahl in einer AG ist diese auch interaktiver als die Vorlesung und fordert deine aktive Beteiligung. Das ist super, weil du so zum Lernen gebracht wirst und so aus Fehlern lernen kannst.
Das abstrakte Wissen zur Lösung von Fällen wird dir normalerweise in der Vorlesung vermittelt. Die in der Vorlesung behandelten Inhalte solltest du anschließend regelmäßig mit fachspezifischer Literatur nachbereiten. Nachbereiten bedeutet, dass du den Stoff aus der Vorlesung eigenständig aufarbeitest und vertiefst, indem du Skripte, Lehrbücher, Aufsätze aus juristischen Zeitschriften, Fallbücher oder Gerichtsurteile liest und dabei deine Vorlesungsnotizen ergänzt. Ob du diese Ergänzungen handschriftlich oder am Laptop machst, und ob du sie zunächst in einem Dokument sammelst oder direkt auf Lernzetteln oder Karteikarten festhältst, bleibt dir überlassen.
Um eine Klausur zu bestehen, ist es wichtig, sich die grundlegende Aufgabe der Prüfung bewusst zu machen: Die Anfertigung eines Rechtsgutachtens im Gutachtenstil über einen unbekannten Fall innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens. Um dies zu meistern, musst du theoretisches, abstraktes Wissen auf einen konkreten Fall anwenden und dabei innerhalb einer begrenzten Zeit eine vollständige Lösung formulieren. Daher gehören zum Lernen für eine Klausur sowohl das Verstehen und Erlernen des abstrakten Wissens als auch das Üben der Anwendung dieses Wissens auf konkrete Fälle.
Dir stehen verschiedene Lernmedien zur Verfügung:
Lehrbücher
Lehrbrücher vermitteln ausführliches und detailliertes Wissen und erklären Rechtsgebiete umfassend. Bestimmte Lehrbücher werden in der Regel immer zu Beginn der Vorlesung von Dozent:innen empfohlen, um die Vorlesung vor- und nachzubereiten.
Skripte
Skripte bieten dir eine kompaktere und oftmals übersichtlichere Darstellung des Grundwissens und gehen auf die wichtigsten Probleme und Meinungsstreitigkeiten ein.
Fallbücher
Fallbücher ermöglichen das Üben und Vertiefen des Stoffs, indem dieser an praktischen Fällen erklärt und wiederholt wird.
Kommentare
Kommentare helfen einzelne Normen eines Gesetzes im Detail zu verstehen und geben häufig Antworten auf sehr spezielle Rechtsfragen. Insbesondere für das Anfertigen von Hausarbeiten sind sie wichtig, aber auch während des Studiums können Sie dir helfen Lösungen für rechtliche Probleme zu finden.
Karteikarten
Karteikarten eignen sich für das Lernen von Definitionen, Schemata und bekannten Meinungsstreitigkeiten. Du kannst dir selbst Karteikarten auf Papier schreiben oder diese digital auf Anki oder Jurafuchs (beides digitale Lernsysteme) erstellen. Karteikarten helfen dir dabei, Stoff regelmäßig zu wiederholen. Lernsysteme wie Anki und Jurafuchs rechnen dabei für dich aus, wann du welche Karteikarten wiederholen solltest. Du kannst dir auch fertige Karteikarten kaufen, wenn du Zeit sparen möchtest. Der Nachteil ist jedoch, dass du den Lerneffekt verlierst, der entsteht, wenn du die Karteikarten selbst erstellst.
Aufsätze
Aufsätze in Fachzeitschriften oder juristischen Nachrichtenportalen, die aktuelle Themen oder spezielle Rechtsfragen beleuchten, können ebenfalls zum Lernen herangezogen werden. Insbesondere im Studium fassen Aufsätze bestimmte Problematiken präzise zusammen oder geben dir einen guten Überblick über ein bestimmtes Rechtsgebiet. Häufig verweisen Dozent:innen zur Vor- und Nachbereitung der Vorlesung auf einzelne Aufsätze. Im Studium bekannt und beliebt sind vor allem JuS und JA, aber auch viele andere Beiträge aus Zeitschriften können dir beim Lernen helfen. Schau Mal in der Zeitschriftenabteilung der rechtswissenschaftlichen Bibliothek oder online auf beck-online oder juris (online Datendanken, zu denen du über deine Universität Zugang hast) nach.
Podcasts
Podcasts (z.B. „FAZ-Einspruch“ und „Die Rechtslage“ (beide auf Spotify verfügbar)) und Nachrichten juristischer Nachrichtenportale (z.B. LTO, FAZ-Einspruch, juris) bieten eine weitere Möglichkeit, sich mit rechtlichen Themen zu beschäftigen und über aktuelle Themen auf dem Laufenden zu bleiben. Das kann im Grund- und Hauptstudium in den Monaten vor den Klausuren interessant sein, da sich die Ersteller der Klausuren häufig von aktuellen Themen inspirieren lassen. Auch während der Vorbereitung auf die mündliche Prüfung sind diese Quellen besonders relevant.
Dozent:innen empfehlen oft mehrere Lehrbücher sowie Aufsätze und geben an, welche Kapitel für die einzelnen Termine der Vorlesung relevant sind. Für jedes Rechtsgebiet gibt es verschiedene Lehrbücher, die sich in Aufbau, Schreibstil und Layout unterscheiden, je nach Autor und Verlag. Du musst niemals mit allen vorgeschlagenen Lehrbüchern lernen! Entscheide dich für eins. Sofern du mit einem Lehrbuch lernen möchtest, ist es wichtig, dass du herausfindest, mit welchem Aufbau und Schreibstil du am besten zurecht kommst. Wenn du merkst, dass es dir bei einem Lehrbuch schwerfällt, dich auf den Inhalt zu konzentrieren, weil dich zum Beispiel der Aufbau oder die Formulierungen stören, könnte das Lehrbuch nicht das richtige für dich sein. Hier gilt: Ausprobieren ist besser als theoretisches Überlegen. Am besten gehst du in die rechtswissenschaftliche Bibliothek deiner Universität oder in eine Fachbuchhandlung und liest probeweise in den empfohlenen Lehrbüchern, um herauszufinden, welches am besten zu dir passt. Dieser Grundsatz gilt auch für alle anderen Lernmedien, wie Skripte, Fallbücher oder Kommentare.
Lehrbücher vermitteln meist sehr ausführlich theoretisches Wissen. Dabei kann der konkrete Bezug zu Fällen zu kurz kommen. Wenn du merkst, dass dir Lehrbücher nicht weiterhelfen, weil du zwar die Theorie verstanden hast, aber nicht weißt, wie du damit Fälle lösen sollst, kannst du auf ein Skript zurückgreifen. Dort wird das Wissen etwas komprimierter und übersichtlicher dargestellt und ist häufiger an der Struktur der Falllösung orientiert. Einigen Studierenden fällt das Lernen so einfacher.
Einfach und günstig an Lernmaterialien zu kommen, funktioniert oft über Bücherbasare oder ähnliche Veranstaltungen zu Beginn des Semesters. Hier verkaufen ältere Studierende ihre Fachliteratur zu einem günstigen Preis. Die Literatur ist dann unter Umständen schon markiert oder ihr Inhalt hat sich verändert. Achte deshalb immer darauf, um welche Auflage es sich bei der Fachliteratur handelt. Solltest du eine ältere Auflage kaufen, kannst du dich vorher auf der Internetseite des Verlags erkundigen, ob es in der neuen Auflage wichtige inhaltliche Änderungen gibt. Dasselbe gilt für Anzeigen über eBay Kleinanzeigen oder andere Online- Märkte.
Die aktuellen Auflagen der Fachliteratur findest du kostenlos immer in der Bibliothek der rechtswissenschaftlichen Bibliotheken deiner Fakultät. Bei vielen Fachbibliotheken handelt es sich um Präsenzbibliotheken. Dort kannst du die Literatur leider nicht ausleihen, sondern nur vor Ort lesen. Solltest du das Lernen in der Bibliothek ohnehin bevorzugen, ist dies kein Problem, weil du die Literatur einfach vor Ort studieren kannst. Manche Bibliotheken bieten auch den Verleih von Fachliteratur an, wodurch du Kosten sparst.
Fast alle Universitäten geben ihren Studierenden kostenlos Zugriff auf juristische Online- Datenbänke wie beck-online oder juris. Über deinen Zugang findest du viele Lehrbücher, Kommentare und Aufsätze kostenlos online und kannst so auch außerhalb der Bibliothek problemlos lernen. Auf der Internetseite deiner Fakultät solltest du Informationen über den Zugriff auf diese online Datenbänke finden.
Im Jurastudium lässt sich das Auswendiglernen leider nicht vermeiden. Besonders Aufbauschemata und Definitionen müssen meist auswendig gelernt werden. Anders verhält es sich häufig mit Streitständen, Problemen und sonstigen Inhalten. Aufgrund der großen Stoffmenge ist es ratsam, diese nicht einfach auswendig zu lernen, sondern frühzeitig zu versuchen, zugrunde liegende Systeme und Probleme zu verstehen. Dabei helfen besonders Übersichten, die die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Problematiken darstellen, sowie das Lösen von Fällen, um die Theorie in der Praxis anzuwenden und zu verstehen, warum bestimmte Fragen überhaupt problematisch sind.
Wegen der enormen Stoffmenge ist das regelmäßige Wiederholen von Lerninhalten vor den Klausuren unerlässlich. Hierbei kann das Üben von Fällen besonders hilfreich sein, da dabei das Gelernte wiederholt und vertieft wird.
In den ersten Semestern bieten Universitäten in der Regel vorlesungsbegleitende Arbeitsgemeinschaften (AGs) an. Diese AGs, die meist von Doktorand:innen geleitet werden, haben das Ziel, das Lösen von Fällen zu erklären und zu üben. Da eine AG deutlich weniger Teilnehmende hat als eine Vorlesung, ist es leichter, sich aktiv zu beteiligen. Diese Beteiligung lohnt sich, da du selbst aus Fehlern viel lernen kannst. Es ist sinnvoll, die Fälle der AG so gut wie möglich vorzubereiten. Dann kannst du in der AG besser folgen, Unklarheiten bereits mit der AG besprechen und dich aktiv beteiligen.
Neben den AGs gibt es auch zahlreiche Fallbücher, in denen Fälle ausführlich besprochen werden und oft auch die rechtliche Materie anhand dieser Fälle erklärt wird. Besonders hilfreich sind die zum Beispiel Fallbücher der Reihe „Lernen mit Fällen“ von Winfrid Schwabe (Hier verlinkt ist die Ausgabe zum Allgemeinen Teil des BGB), die dich beim Erlernen der Falllösungstechnik unterstützen können.
Das Arbeiten in einer Lerngruppe kann sehr hilfreich sein, besonders am Anfang des Studiums. Gemeinsam fällt es oft leichter, den Einstieg in die juristische Methodik zu finden und die ersten Fälle zu bearbeiten. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, dass du deine eigene Lernstrategie entwickelst. Wenn du merkst, dass dich das Lernen in der Gruppe eher ablenkt und du allein besser lernst, ist das völlig in Ordnung. Vielleicht möchtest du auch, dass die Lerngruppe sich nur darauf konzentriert, gemeinsam Fälle zu besprechen, anstatt theoretische Inhalte zu wiederholen. Es ist wichtig, auszuprobieren, was für dich am besten funktioniert. Die Ziele der Lerngruppe sollten gemeinsam besprochen werden, und alle Mitglieder sollten damit einverstanden sein. Lerngruppen sind eine Möglichkeit, aber keine Pflicht.
Im Grund- und Hauptstudium werden die Klausuren in der Regel am Ende oder kurz vor dem Ende der Vorlesungszeit geschrieben. Wann du mit dem Lernen beginnen solltest, hängt davon ab, wie sicher du dich im Umgang mit dem Stoff fühlst. Eine Möglichkeit ist, den Vorlesungsstoff bereits während des Semesters parallel nachzuarbeiten und das erlernte Wissen durch das Lösen von Fällen und regelmäßiges Wiederholen zu vertiefen. Diese Methode erspart es dir kurz vor der Klausur dein Lernpensum stark erhöhen zu müssen, erfordert aber ständige Disziplin während des Semesters.
Eine andere Möglichkeit ist, die Vorlesungen während des Semesters regelmäßig nachzuarbeiten und das intensive Lernen und Üben auf die Wochen vor der Klausur zu legen, auch bekannt als "Bulimie-Lernen". So hast du während der Vorlesungszeit zwar mehr Freizeit, sie erfordert jedoch eine intensive und gut strukturierte Lernphase in den Wochen vor der Klausur. Letztendlich musst du entscheiden, welche Art des Lernens am besten zu dir und deinem Alltag passt.
Aufgrund der großen Stoffmenge, die du für eine Klausur und auch für das Staatsexamen lernen musst, lohnt es sich herauszufinden, welche Lernmethode für dich am besten funktioniert. Beliebte Lernmethoden sind zum Beispiel:
Pomodoro-Technik
Bei der Pomodoro-Technik lernst du 25 Minuten lang konzentriert (am besten schaltest du dein Handy in den Flugmodus und legst es außerhalb deines Sichtfelds), gefolgt von einer 5-minütigen Pause. Nach vier Durchgängen, also nach insgesamt 2 Stunden, machst du eine längere Pause von 15 bis 30 Minuten. Diesen Rhythmus kannst du so oft wiederholen, bis du dein Lernpensum für den Tag erledigt hast.
Es ist hilfreich, dass du dir vor dem Start überlegst, wie viel Zeit du zum Lernen benötigst. So kannst du den Stoff gezielt auf die einzelnen Zeitfenster verteilen. Die Pomodoro-Technik unterstützt dich dabei, dich über längere Zeiträume hinweg ohne Ablenkung zu konzentrieren, längere Lernphasen zu strukturieren und Ermüdung zu vermeiden. Weiterführende Informationen findest du hier.
Spaced Repetition (Verteiltes Lernen)
Diese Methode beruht auf dem regelmäßigen Wiederholen von Lerninhalten in immer größer werdenden Abständen. Du musst die Abstände deiner Wiederholung nicht selbst planen. In Apps wie Anki oder Jurafuchs kannst du digitale Lernkarten erstellen oder bereits erstellte Lernkarten zu bestimmten Rechtsgebieten kaufen. Das System berechnet, wie oft und wann du die Lernkarten wiederholen solltest. Die Apps sind im App Store für Android und iOS erhältlich. Der Vorteil ist, dass du den Inhalt der Lernkarten leicht ergänzen kannst und räumlich nicht so eingeschränkt bist wie bei physischen Karteikarten. Außerdem hast du deine Lernkarten immer dabei. Wegen des großen Stoffumfangs ist diese Methode besonders nützlich bei der Vorbereitung auf die staatlichen Prüfungen, kann aber auch schon während des Grund- und Hauptstudiums angewendet werden. Weiterführende Informationen findest du hier.
Cornell-Methode
Die Cornell-Methode ist eine effektive Technik zur Strukturierung von Notizen und Anfertigung von Zusammenfassungen. Sie kann während der Vorlesung oder bei der Nacharbeit eingesetzt werden. Dazu teilst du deine Notizseite in drei Hauptbereiche auf:
Notizbereich: Auf dem rechten Teil deiner Seite notierst du während Vorlesungen oder beim Lesen alle wichtigen Informationen, Stichpunkte und Diagramme. Dieser Bereich ist der größte und dient als Hauptquelle für deine Lerninhalte.
Schlüsselwörterbereich: Links neben dem Notizbereich notierst du nach der Vorlesung oder während der Nacharbeit wichtige Begriffe, Konzepte oder Fragen. Dieser Abschnitt hilft, den Lernstoff zu strukturieren und gezielt zu wiederholen.
Zusammenfassung: Am unteren Ende der Seite fasst du anschließend die zentralen Informationen aus dem Notizbereich in einigen Sätzen zusammen. Die Zusammenfassung bietet dir einen schnellen Überblick über das Thema und erleichtert es dir, das Wesentliche zu erkennen.
Die Cornell-Methode ist besonders nützlich, um komplexe Informationen zu organisieren und eine effektive Lern Routine zu etablieren. Sie fördert nicht nur das aktive Zuhören oder Lesen und Verarbeiten von Informationen, sondern erleichtert auch die spätere Wiederholung des Gelernten. Weiterführende Informationen und Tipps zur Anwendung der Methode findest du hier.
Feynman-Methode
Die Idee dieser Methode ist, dass du ein Thema so einfach wie möglich erklärst, als würdest du es einem Laien oder einem Kind erklären. Wenn du beim Erklären auf Punkte stößt, die du nicht verständlich erklären kannst, ist das ein Hinweis darauf, dass du das Thema noch nicht vollständig verstanden hast. Die Methode beginnt damit, dass du ein Thema auswählst und es schriftlich in deinen eigenen Worten erklärst. Wenn du dabei auf Lücken stößt, gehst du zurück zum Lernmaterial, um diese Lücken zu schließen. Danach versuchst du erneut, das Thema zu erklären, und vereinfachst deine Erklärung so lange, bis sie verständlich ist. Die Feynman-Methode hilft dir, Wissen nicht nur passiv aufzunehmen, sondern aktiv zu verarbeiten und tiefere Zusammenhänge zu verstehen. Weiterführende Informationen und Tipps zur Anwendung der Methode findest du hier.
Selbsttest und Selbstabfrage (Practice Testing)
Diese Lerntechnik basiert auf dem aktiven Wiederholen von Wissen durch eigenständige Abfrage der Informationen, die du gelernt hast. Anstatt passiv zu lesen oder nur deine Notizen anzuschauen, fordert diese Methode dich dazu auf, das Gelernte aktiv abzurufen. Dies kann besonders durch die Bearbeitung von Übungsfällen oder durch freie mündliche oder schriftliche Wiederholung deiner Lernunterlagen geübt werden. Nutze auch die Möglichkeit, Probeklausuren zu schreiben. Diese Technik hat den Vorteil, dass du sofort Feedback zu deinem Wissensstand erhältst und dich beim weiteren Lernen gezielt auf deine Wissenslücken konzentrieren kannst.
Weiterführende Informationen zum Nutzen verschiedener Lernmethoden findest du hier.
Sei ehrlich zu dir selbst
Sei ehrlich zu dir selbst. Wie sicher fühlst du dich im Umgang mit den Lerninhalten? Hast du Schwächen in bestimmten Rechtsgebieten? Hast du eine Vorlesung nicht konsequent nachgearbeitet oder gar nicht besucht? Brauchst du länger, um etwas auswendig zu lernen? Wenn du Schwächen und Lücken erkennst, kannst du gezielt an ihnen arbeiten und diese bei der Planung deiner Vorbereitung berücksichtigen.
Planung
Nehme dir Zeit, um einen Lernplan zu erstellen. Es kann überwältigend erscheinen, wenn du die gesamte Menge an Stoff betrachtest, die du für die Klausur lernen musst. Ein Lernplan kann dir Struktur geben und dir die Angst nehmen, dass du nicht rechtzeitig mit dem Lernen fertig wirst. Wenn du dich an deinen Lernplan hältst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du rechtzeitig gut vorbereitet bist. Tipps zum Erstellen eines Lernplans findest du in der Antwort weiter untern.
Übe Fälle und erstelle Lösungsskizzen
Die Wahrscheinlichkeit eine Klausur zu bestehen, steigt, wenn du das übst, was du in der Klausur tun musst, nämlich ein Rechtsgutachten zu erstellen, indem du einen Fall löst. Natürlich sind theoretische Kenntnisse, Aufbauschemata und Definition wichtig, aber das Üben der Anwendung dieses Wissens auf den konkreten Fall ist entscheidend. Dies vertieft dein Wissen und gibt dir Routine für die Klausur. Versuche, Fälle aus der Vorlesung, der AG, oder aus Fallbüchern zu lösen. Viele Universitäten stellen alte Fälle mit Musterlösungen online zur Verfügung.
Schreibe Probeklausuren
Versuche vor deinen ersten Klausuren in den verschiedenen Rechtsgebieten, zumindest einmal eine Probeklausur zu schreiben, um sicherzustellen, dass du den Gutachtenstil beherrschst. Oft bieten Dozent:innen eine Probeklausur mit Korrektur während der Vorlesungszeit an. Du kannst auch deine AG-Leiter:innen fragen, ob du einen Fall aus der AG ausformulieren und zur Korrektur geben darfst. Der Vorteil ist, dass du Fehler nicht das erste Mal in der Klausur machst und Zeit hast, aus ihnen zu lernen.
Besuche die letzten beiden Vorlesungen
Vielleicht kommst du mit dem Stil deiner/s Dozent:in nicht zurecht und hast beschlossen, die Vorlesungen nicht mehr regelmäßig zu besuchen. Empfehlenswert ist es, trotzdem die letzten beide Vorlesungen zu besuchen. Der/Die Dozent:in könnte vielleicht Hinweise zum Klausurinhalt geben. In der Regel wird der konkrete Inhalt nicht benannt, aber manchmal gibt der/die Dozent:in zumindest Hinweise, was nicht Thema der Klausur sein wird. Bitte beachte, dass solche Aussagen nicht immer zutreffen müssen.
Suche Altklausuren des/der Dozent:in
Versuche, Altklausuren von Studierenden, die bereits eine Klausur bei dem/der Dozent:in geschrieben haben, oder bei der Fachschaft deiner Fakultät zu bekommen. Das gibt dir ein Gefühl dafür, wie die Klausuren gestaltet sein könnten.
Pausen und Abwechslung
Die Klausurenphase ist sehr intensiv. Auch wenn das Sozialleben während dieser Zeit oft kürzer tritt, ist es wichtig, Pausen einzulegen und Dinge zu tun, die dir Freude machen. Der Ausgleich hilft, motiviert zu bleiben und sich für den Lernfortschritt zu belohnen.
Schlaf, Ernährung und Bewegung
Achte auf ausreichend Schlaf. Für manche Menschen sind dies 7 Stunden, für andere 9 Stunden. Nur ausgeschlafen, kann dein Hirn maximale Leistung erbringen. Es bringt nichts, wenn du nach 4 Stunden Schlaf zwar sehr früh am Schreibtisch sitzt und lernst, du nach 3 Stunden aber so müde bist, dass du dich nicht mehr konzentrieren kannst. Auch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Bewegung sind wichtig, um deine Leistungsfähigkeit zu unterstützen.
Finde deinen Lernort
Finde heraus, in welchem Umfeld du am besten lernen kannst. Vielleicht ist es die rechtswissenschaftliche Bibliothek, eine andere Bibliothek ohne Jurastudierende oder es sind deine eigenen vier Wände.
Bestimmung relevanter Inhalte
Zur Erstellung deines Lernplans sammelst du deine Unterlagen, wie relevante Übersichten, Vorlesungsmitschriften, Nacharbeiten, Lernzettel oder Karteikarten. Überlege, welche Themen klausurrelevanten sind, und priorisiere diese. Es kann hilfreich sein, deine nachgearbeiteten Inhalte auf das wichtige klausurrelevante Wissen zu kürzen.
Sichtung und Festlegung Zeit
Sichte die Menge an zu lernenden Inhalten und plane, wie viele Tage du realistischerweise benötigen wirst, um alle Inhalte sicher zu kennen und anwenden zu können. Wenn du z.B. 30 Seiten Zusammenfassung oder 30 Karteikarten für eine Klausur oder ein Rechtsgebiet lernen musst, kannst du dir überlegen, wie lange du für das Lernen einer Seite deiner Zusammenfassung oder einer Karteikarte brauchst. Anschließend kannst du die Gesamtzeit berechnen, die du insgesamt zum Lernen aller Seiten oder Karteikarten brauchen wirst und diese auf die verfügbaren Tage verteilen. Wenn du z.B. für eine Seite 20 Minuten brauchst, würdest du für 30 Seiten 600 Minuten, also 10 Stunden benötigen. Diese 10 Stunden kannst du dann z.B. auf 4 Tage verteilen, an denen du jeweils 2,5 Stunden lernst. Wenn du nur eine bestimmte Anzahl an Tagen zur Verfügung hast, berechne, wie viele Seiten oder Karteikarten du täglich lernen musst, um rechtzeitig fertig zu werden.
Zeitfenster
Lege konkrete Zeitfenster für jeden Tag deiner Woche fest, in denen du Lerninhalte bearbeitest. Es kann hilfreich sein, täglich Zeit für das Wiederholen, für das aktive Lernen neuer Inhalte und für das Üben von Fällen einzuplanen. Z.B. könntest du eine Stunde für die Wiederholung von Inhalten und Fehlern vom Vortrag, zwei bis drei Stunden für das Lernen neuer Inhalte und ein bis zwei Stunden für das Üben von Fällen einplanen. Diese Zeitfenster kannst du dann frei in deinen Alltag integrieren.
Schwerpunkte setzen
Plane mehr Zeit für Rechtsgebiete ein, in denen du weniger sicher bist als für solche, in denen du bereits besser vorbereitet bist. Dasselbe gilt für weniger umfangreiche Rechtsgebiete. So priorisierst du deine Zeit sinnvoll.
Puffer
Es ist völlig normal, dass du gelegentlich einen schlechten Lerntag hast, sei es wegen Müdigkeit, fehlender Motivation oder Krankheit. Plane Pufferzeiten ein, damit du gegebenenfalls das Lernen später nachholen kannst. So kannst du einen schlechten Lerntag akzeptieren, ohne gestresst zu sein, weil du nicht weißt, wann du das versäumte Lernen nachholen sollst. Denke immer daran, dass du keine Maschine bist und nicht jeden Tag 100% leisten kannst!
Priorisierung
Falls du bemerkst, dass du nicht genügend Zeit hast, um deinen Plan umzusetzen, überprüfe deine Lernmaterialien erneut und überlege dir, welche Inhalte essentiell sind. Fokussiere dich auf die Grundlagen statt auf viele kleine Einzelprobleme. Für die von dir als essentiell bestimmten Inhalte kannst du anschließend berechnen, wie viele Tage du zum Lernen brauchst. Vergleiche dafür die Anzahl der Stunden, die du zum Lernen brauchst, mit der Anzahl der Tage, die dir zur Verfügung stehen. Hast du z.B. 3 Tage und 24 Seiten bzw. Karteikarten zu lernen, müsstest du jeden Tag 8 Seiten bzw. Karteikarten lernen, um rechtzeitig fertig zu werden.
Die Menge an Lerninhalten für das Staatsexamen ist überwältigend. Eine sorgfältige Planung ist daher entscheidend, um sicherzustellen, dass du alle Inhalte lernst und regelmäßig wiederholst. Außerdem nimmt dir ein Lernplan die Angst, nicht rechtzeitig fertig zu werden.
Viele Studierende besuchen als Teil der Examensvorbereitung ein Repetitorium, in dem alle examensrelevanten Inhalte innerhalb eines Jahres wiederholt werden, meist durch Fallbesprechung. Während dieser Zeit ist es sinnvoll, deine Lerninhalte an die des Repetitoriums anzupassen. Wenn du planst, direkt nach dem Repetitorium deine schriftlichen Prüfungen abzulegen, ist es besonders wichtig, dass du bereits abgeschlossene Rechtsgebiete regelmäßig wiederholst.
Alternativ kannst du nach dem Repetitorium weitere Monate für das selbstständige Lernen, Wiederholen, Schließen von Lücken und das Üben von Klausuren nutzen. In dieser Phase ist es ratsam, einen realistischen Lernplan zu erstellen, der deine Schwächen berücksichtigt, regelmäßige Wiederholungen einplant und die Lektüre aktueller examensrelevanter Rechtsprechung umfasst.
Die Vorbereitung auf die schriftlichen Prüfungen ist ein Marathon. Deshalb ist es ist wichtig, eine Lernroutine zu finden, die für dich funktioniert und die du über einen langen Zeitraum beibehalten kannst. Was für andere funktioniert, muss nicht unbedingt auch für dich das Richtige sein. Habe den Mut, deinen eigenen Weg zu gehen und vertraue auf dich selbst. Achte darauf, regelmäßige Pausen einzubauen und einen Ausgleich zum Lernen zu finden. Es kann auch hilfreich sein, dich mit anderen Jurastudierenden über deine Erfahrungen und Gefühle während der Examensvorbereitung auszutauschen. Ihr befindet euch alle in derselben Situation und es kann tröstlich sein, zu hören, dass du nicht allein mit deinen Sorgen und Ängsten bist.
Nein. Du entscheidest, ob du überhaupt ein begleitetes Repetitorium machen möchtest, ein universitäres Repetitorium besuchst oder ob du die examensrelevanten Inhalte im Selbststudium wiederholst. Ein wichtiger Teil der Vorbereitung auf die schriftlichen Prüfungen ist das regelmäßige Schreiben von alten Examensklausuren, was du auf jeden Fall selbstständig machen musst.
Ein begleitetes Repetitorium hat den Vorteil, dass es dir eine klare Struktur für das Lernen der einzelnen Rechtsgebiete bietet und in der Regel alle examensrelevanten Rechtsgebiete behandelt werden. Kommerzielle Repetitorien bieten oft viele Materialien wie Skripte, Übersichten und Zusammenfassungen, die dir beim Selbststudium helfen können. Das spart Zeit, da du die Inhalte nicht selbst erstellen musst, sondern nur ergänzen musst.
Um das passende Repetitorium für dich zu finden, solltest du als Gasthörer:in einen Kurs testen und andere Studierende nach ihren Erfahrungen mit bestimmten Anbieter:innen sowie dem Repetitorium deiner Universität fragen. Wenn du dich für ein kommerzielles Repetitorium entscheidest, ist es wichtig, dass es dir tatsächlich beim Lernen hilft, da es kostenpflichtig ist. Nur weil es teuer ist, bedeutet es nicht automatisch, dass es besser als ein universitäres Repetitorium ist oder eine Garantie ist, dass du das Examen bestehen wirst.
Eine gemeinsame Lerngruppe kann besonders während der langen Vorbereitung auf die schriftlichen Prüfungen psychische Unterstützung und Halt bieten. Du wirst merken, dass du mit deinen Gefühlen und deinem emotionalen Stress nicht allein bist. Wenn du jedoch weißt, dass du lieber allein lernst, ist es auch völlig in Ordnung, keine Lerngruppe zu haben. Mach das, was für dich am sinnvollsten ist.
Wenn du dich entscheidest, mit einer Lerngruppe zu lernen, ist es wichtig, eine Lerngruppe zu finden, die zu deinen Zielen und deiner Arbeitsweise passt. Außerdem ist es von Vorteil, wenn alle Mitglieder der Lerngruppe auf einem ähnlichen Wissensstand sind und vergleichbare Lernziele haben.
Wie viele Probeklausuren du insgesamt schreiben solltest, ist sehr individuell. Manche empfehlen mindestens 40, andere sprechen von 100 Klausuren. Eine feste Zahl gibt es nicht, da dies stark von deinen persönlichen Schwächen und Stärken abhängt. Da du beim Schreiben von Klausuren nicht nur die Lerninhalte, sondern auch den Gutachtenstil und dein Zeitmanagement trainierst, solltest du zumindest einige Klausuren unter Klausurbedingungen, also in fünf Stunden ohne Unterbrechung und ohne Lernmaterialien, geschrieben haben.
Die genaue Anzahl der Probeklausuren hängt von deinen Stärken und Schwächen ab. Wenn du z.B. Schwierigkeiten mit dem Zeitmanagement oder dem Ausformulieren der Lösung hast, ist es sinnvoll, mehr Klausuren zu schreiben. Achte darauf, die Lösungsskizze in einer festgelegten Zeit (zum Beispiel 1,5 bis maximal 2 Stunden) anzufertigen und dann die gesamte Klausur auszuformulieren. Wenn du hingegen keine Probleme mit dem Gutachtenstil hast, sondern eher mit inhaltlichen Aspekten kämpfst, kann es hilfreich sein, vermehrt ausführliche Lösungsskizzen unter Prüfungsbedingungen zu erstellen, also 1,5 bis 2 Stunden ohne Unterbrechung. So kannst du gezielt an den Bereichen arbeiten, die dir am meisten Schwierigkeiten bereiten.
Es gibt viele verschiedene Lernmethoden, und jede Person lernt auf ihre eigene Weise. Manche Menschen bevorzugen Karteikarten, weil sie sich gut organisieren lassen, aber das ist nicht für jede:n die beste Methode. Vielleicht bevorzugst du es, Lernzettel auf normalen DIN A4-Seiten zu erstellen.
Wichtig ist, dass deine Materialien übersichtlich sind und sich gut für regelmäßiges Wiederholen eignen. Programme wie Anki und Jurafuchs können dabei sehr hilfreich sein, da sie sicherstellen, dass du den Lernstoff regelmäßig wiederholst, ohne dass du selbst daran denken musst.
Letztlich ist es entscheidend, dass du dir selbst vertraust und die Methode wählst, die am besten zu dir passt. Weitere Information zu Lernmethoden, insbesondere zum Thema Spaced Repition, findest du in der Frage: Welche Lernmethoden können mich unterstützen? – Spaced Repition).
Die mündliche Prüfung besteht immer aus einem Prüfungsgespräch, während dem du in den drei Rechtsgebieten Zivilrecht, Strafrecht und dem öffentlichen Recht geprüft wirst. In den Bundesländern Berlin/Brandenburg, Hamburg und NRW (bei Ladung bis zum 16.02.2025; danach kein Vortrag mehr) musst du unmittelbar vor dem Prüfungsgespräch zusätzlich einen Vortrag über einen zuvor ausgeteilten Fall halten.
Frühzeitig mit dem Lernen beginnen
Sofern es für dich möglich ist, empfiehlt es sich, frühzeitig mit der Vorbereitung auf die mündliche Prüfung zu beginnen. Je eher du mit dem Üben beginnst, desto mehr Zeit bleibt dir, um dich nach Ladung und Mitteilung der Prüfungskommission voll auf die Protokolle deiner Prüfer:innen zu konzentrieren. Durch das frühe Lernen, insbesondere durch das regelmäßige Vortragen von Fällen, bekommst du Routine und kannst entspannter in die mündliche Prüfung gehen, da du Abläufe verinnerlicht hast. Da in der mündlichen Prüfung häufig keine Fragen "aus dem Lehrbuch" gestellt werden, sondern konkrete Fälle gemeinsam erarbeitet werden, ist das führzeitige Üben mit Fällen eine großartige Wiederholung der Rechtsmaterie und die Vorbereitung auf den „Ernstfall“.
Vorträge regelmäßig üben
Solltest du als Teil der mündlichen Prüfung einen Vortrag halten müssen, empfiehlt es sich, dass regelmäßig Vorträge übst. Alte Fälle aus mündlichen Prüfungen samt Lösungen werden häufig durch deine Fakultät in einem Archiv bereitgestellt und sind online abrufbar. Das Üben der Vorträge ist wichtig, weil der freie Vortrag während des Studiums nicht geübt wird und du nur einen begrenzten Zeitraum zur Vorbereitung hast. Es ist es normal, dass du zu Beginn vielleicht nervös bist, dich verhaspelst, ins Stocken gerätst oder zu schnell sprichst. Aber du wirst sehen, dass du durch wiederholtes Üben Routine bekommst und dich verbessern wirst! Diese Routine ist super, weil sie dich auf den „Ernstfall“ in der mündlichen Prüfung vorbereitet und deine Nervosität mindert. Du weißt, was auf dich zukommt und kannst Vertrauen haben, dass du den Vortrag meistern wirst. Dass du einen guten Vortrag hältst, ist vor allem deshalb vorteilhaft für dich, weil der Vortrag der erste Eindruck ist, den die Prüfungskommission von dir erhält. Ein guter Vortrag kann den Grundstein für eine erfolgreiche spätere Prüfung legen. Einige Universitäten bieten Vortragstrainings an, bei denen du vor Dozent:innen deiner Universität einen Vortrag halten kannst und anschließend Feedback erhältst. Hier finest du ein Beispiel von der Uni Köln.
Lerngruppe zur Vorbereitung nutzen
Eine Lerngruppe eignet sich insbesondere zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung. Du kannst sowohl das Reden als auch das Präsentieren üben. Wenn du weißt, dass du hierbei Probleme hast, kann dir die Lerngruppe helfen, diese abzulegen. In der Gruppe kannst du das Präsentieren von Fällen üben und so deine Argumentations- und Ausdrucksfähigkeit sowie deine Körpersprache während des Vortrages verbessern. Ihr könntet euch zum Beispiel einmal die Woche treffen, um je einen Fall pro Person vorzutragen und zu besprechen. Ihr könnt euch aber auch drei Mal die Woche treffen, um zum Beispiel auf jedem Rechtsgebiet je einen Vortrag pro Person zu üben und zu besprechen. Achtet bei eurer Besprechung darauf, dass ihr nicht nur inhaltliches Feedback gebt, sondern auch Feedback zu Körpersprache, Sprachgeschwindigkeit, Nachvollziehbarkeit der Argumentation, etc. gebt. Benutzt jemand ständig „Ähs“ oder andere Füllworte oder fasst sich immer in die Haare? Diese kleinen Angewohnheiten können durch regelmäßiges Üben abgelegt werden und dich souveräner wirken lassen. Auch wenn es vielleicht unangenehm erscheint, es hilft, wenn du dich beim Vortrag selbst filmst. So kannst du deine Vortragsweise selbst bewerten und gegebenenfalls ändern. Sofern du Zeit hast, empfiehlt es sich, dass du auch die Fälle der anderen Mitglieder deiner Lerngruppe vor- und nachbearbeitest. So steigerst du deinen Lerneffekt!
Prüfungsprotokolle nutzen
Auf Plattformen wie Examensheld findest du Prüfungsprotokolle für viele Prüfer:innen. Sobald dir durch das Prüfungsamt mitgeteilt wurde, wer deine drei Prüfer:innen sind, kannst du ihre Namen in der Datenbank suchen. Das Angebot ist kostenlos, sofern du nach deiner mündlichen Prüfung ebenfalls drei Protokolle zu den Prüfungsgesprächen mit deinen Prüfer:innen einreichst. Auch Fachschaften einiger Universitäten bieten Protokolle an. Hier findest du beispielsweise die Seite für die Sammlung an Prüfungsprotokollen für die mündliche Prüfung im Ersten Staatsexamen von der Humboldt-Universität zu Berlin. Diese Protokolle berichten detailliert über die Erfahrungen mit verschiedenen Prüfer:innen und können dir Orientierung geben, welche Personen dich in der mündlichen Prüfung erwarteten. Du kannst aus den Protokollen lernen, welche Themen und Rechtsgebiete deine Prüfer:innen bevorzugt prüfen und darauf beim Lernen einen Schwerpunkt legen. Bitte beachte, dass dir Protokolle zwar wertvolle Hinweise geben können, aber nie ausgeschlossen werden kann, dass Prüfer:innen spontan ungewöhnliche Themen prüfen. Zusätzlich kannst du deine Prüfer:innen online recherchieren. Vielleicht hat dein/e Prüfer:in kürzlich einen wissenschaftlichen Beitrag veröffentlicht, arbeitet in einem examensrelevanten Rechtsgebiet oder hat Interessen, die im Zusammenhang mit Prüfungsthemen stehen. Auch diese Hinweise geben dir die Möglichkeit, gezielt zu lernen und dich auf spezielle Fragestellungen vorzubereiten.
Prüfungssimulationen wahrnehmen
Viele Universitäten, wie beispielsweise die Freie Universität Berlin, bieten Prüfungssimulationen an, die du als Prüfling besuchen kannst. Diese Simulationen sind eine großartige Möglichkeit, dich mit der tatsächlichen Prüfungssituation vertraut zu machen. Wenn du dich für die Teilnahme als Prüfling anmeldest, kannst du selbst erleben, wie eine mündliche Prüfung abläuft und lernst bereits vor deiner mündlichen Prüfung auf Fragen spontan eine Antwort zu finden. Falls du nicht als Prüfling teilnehmen kannst oder möchtest, kannst du die Simulationen auch als Zuhörer:in besuchen, um die Abläufe zu beobachten. Die Prüfungsämter bieten außerdem die Möglichkeit, eine mündliche Prüfung von Anfang bis Ende anzusehen. Hier findest du die Hinweise des GJPA für Zuhörer:innen in der mündlichen Prüfung.
Wenn du es bevorzugst, individuell zu üben, kannst du Dozent:innen direkt fragen, ob sie bereit wären, mit dir oder deiner Lerngruppe eine private Simulation durchzuführen. Auch wenn es überfordernd wirken kann, an einer Simulation teilzunehmen – es lohnt sich! Es muss dir nicht unangenehm sein, wenn du etwas Falsches sagst oder eine Antwort nicht weißt, denn das ist völlig normal. Aus deinen Fehlern kannst du nur lernen! Im besten Fall machst du sie während der Simulation und nicht während deiner mündlichen Prüfung.
Aktuelle juristische Entwicklungen verfolgen
Während deiner gesamten Vorbereitung auf die mündliche Prüfung ist es wichtig, dich über aktuelle rechtliche Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Viele Prüfer:innen beziehen aktuelle Entscheidungen oder relevante Ereignisse in ihre Prüfungsfragen ein oder nutzen sie als Anlass, sich einen Fall auszudenken. Um dich auf dem Laufenden zu halten kannst du allgemeine und rechtsbezogene Nachrichten (z.B. LTO, FAZ-Einspruch, juris oder juristische Blogs) lesen und Podcasts wie den „FAZ-Einspruch“ und „Die Rechtslage“ (beide auf Spotify verfügbar) hören. Außerdem gibt es viele Zeitschriften, die mögliche examensrelevante Entscheidungen aufbereiten (z.B. RÜ, JuS, JA). Diese Zeitschriften musst du nicht selbst kaufen, in der Regel wird deine rechtswissenschaftliche Fakultät sie in ihrem Bestand führen, sodass du interessante Beiträge dort nachlesen kannst. So bleibst du auf dem aktuellen Stand und bist in der Lage, auf mögliche Fragen zu aktuellen Rechtsentwicklungen zu antworten oder zumindest mitreden zu können.