Tipps zur Examensvorbereitung
Die Menge an Lerninhalten für das Staatsexamen ist überwältigend. Eine sorgfältige Planung ist daher entscheidend, um sicherzustellen, dass du alle Inhalte lernst und regelmäßig wiederholst. Außerdem nimmt dir ein Lernplan die Angst, nicht rechtzeitig fertig zu werden. Grundlegende Tipps zum Erstellen eines Lernplans findest du unter der Kategorie "Lernen".
Viele Studierende besuchen als Teil der Examensvorbereitung ein Repetitorium, in dem alle examensrelevanten Inhalte innerhalb eines Jahres wiederholt werden, meist durch Fallbesprechung. Während dieser Zeit ist es sinnvoll, deine Lerninhalte an die des Repetitoriums anzupassen. Wenn du planst, direkt nach dem Repetitorium deine schriftlichen Prüfungen abzulegen, ist es besonders wichtig, dass du bereits abgeschlossene Rechtsgebiete regelmäßig wiederholst.
Alternativ kannst du nach dem Repetitorium weitere Monate für das selbstständige Lernen, Wiederholen, Schließen von Lücken und das Üben von Klausuren nutzen. In dieser Phase ist es ratsam, einen realistischen Lernplan zu erstellen, der deine Schwächen berücksichtigt, regelmäßige Wiederholungen einplant und die Lektüre aktueller examensrelevanter Rechtsprechung umfasst.
Die Vorbereitung auf die schriftlichen Prüfungen ist ein Marathon. Deshalb ist es ist wichtig, eine Lernroutine zu finden, die für dich funktioniert und die du über einen langen Zeitraum beibehalten kannst. Was für andere funktioniert, muss nicht unbedingt auch für dich das Richtige sein. Habe den Mut, deinen eigenen Weg zu gehen und vertraue auf dich selbst. Achte darauf, regelmäßige Pausen einzubauen und einen Ausgleich zum Lernen zu finden. Es kann auch hilfreich sein, dich mit anderen Jurastudierenden über deine Erfahrungen und Gefühle während der Examensvorbereitung auszutauschen. Ihr befindet euch alle in derselben Situation und es kann tröstlich sein, zu hören, dass du nicht allein mit deinen Sorgen und Ängsten bist.
Nein. Du entscheidest, ob du überhaupt ein begleitetes Repetitorium machen möchtest, ein universitäres Repetitorium besuchst oder ob du die examensrelevanten Inhalte im Selbststudium wiederholst. Ein wichtiger Teil der Vorbereitung auf die schriftlichen Prüfungen ist das regelmäßige Schreiben von alten Examensklausuren, was du auf jeden Fall selbstständig machen musst.
Ein begleitetes Repetitorium hat den Vorteil, dass es dir eine klare Struktur für das Lernen der einzelnen Rechtsgebiete bietet und in der Regel alle examensrelevanten Rechtsgebiete behandelt werden. Kommerzielle Repetitorien bieten oft viele Materialien wie Skripte, Übersichten und Zusammenfassungen, die dir beim Selbststudium helfen können. Das spart Zeit, da du die Inhalte nicht selbst erstellen musst, sondern nur ergänzen musst.
Um das passende Repetitorium für dich zu finden, solltest du als Gasthörer:in einen Kurs testen und andere Studierende nach ihren Erfahrungen mit bestimmten Anbieter:innen sowie dem Repetitorium deiner Universität fragen. Wenn du dich für ein kommerzielles Repetitorium entscheidest, ist es wichtig, dass es dir tatsächlich beim Lernen hilft, da es kostenpflichtig ist. Nur weil es teuer ist, bedeutet es nicht automatisch, dass es besser als ein universitäres Repetitorium ist oder eine Garantie ist, dass du das Examen bestehen wirst.
Beliebte Anbieter kommerzieller Repetitoren im ersten Staatsexamen findest du hier.
Eine gemeinsame Lerngruppe kann besonders während der langen Vorbereitung auf die schriftlichen Prüfungen psychische Unterstützung und Halt bieten. Du wirst merken, dass du mit deinen Gefühlen und deinem emotionalen Stress nicht allein bist. Wenn du jedoch weißt, dass du lieber allein lernst, ist es auch völlig in Ordnung, keine Lerngruppe zu haben. Mach das, was für dich am sinnvollsten ist.
Wenn du dich entscheidest, mit einer Lerngruppe zu lernen, ist es wichtig, eine Lerngruppe zu finden, die zu deinen Zielen und deiner Arbeitsweise passt. Außerdem ist es von Vorteil, wenn alle Mitglieder der Lerngruppe auf einem ähnlichen Wissensstand sind und vergleichbare Lernziele haben.
Wie viele Probeklausuren du insgesamt schreiben solltest, ist sehr individuell. Manche empfehlen mindestens 40, andere sprechen von 100 Klausuren. Eine feste Zahl gibt es nicht, da dies stark von deinen persönlichen Schwächen und Stärken abhängt. Da du beim Schreiben von Klausuren nicht nur die Lerninhalte, sondern auch den Gutachtenstil und dein Zeitmanagement trainierst, solltest du zumindest einige Klausuren unter Klausurbedingungen, also in fünf Stunden ohne Unterbrechung und ohne Lernmaterialien, geschrieben haben.
Die genaue Anzahl der Probeklausuren hängt von deinen Stärken und Schwächen ab. Wenn du z.B. Schwierigkeiten mit dem Zeitmanagement oder dem Ausformulieren der Lösung hast, ist es sinnvoll, mehr Klausuren zu schreiben. Achte darauf, die Lösungsskizze in einer festgelegten Zeit (zum Beispiel 1,5 bis maximal 2 Stunden) anzufertigen und dann die gesamte Klausur auszuformulieren. Wenn du hingegen keine Probleme mit dem Gutachtenstil hast, sondern eher mit inhaltlichen Aspekten kämpfst, kann es hilfreich sein, vermehrt ausführliche Lösungsskizzen unter Prüfungsbedingungen zu erstellen, also 1,5 bis 2 Stunden ohne Unterbrechung. So kannst du gezielt an den Bereichen arbeiten, die dir am meisten Schwierigkeiten bereiten.
Es gibt viele verschiedene Lernmethoden, und jede Person lernt auf ihre eigene Weise. Manche Menschen bevorzugen Karteikarten, weil sie sich gut organisieren lassen, aber das ist nicht für jede:n die beste Methode. Vielleicht bevorzugst du es, Lernzettel auf normalen DIN A4-Seiten zu erstellen.
Wichtig ist, dass deine Materialien übersichtlich sind und sich gut für regelmäßiges Wiederholen eignen. Programme wie Anki und Jurafuchs können dabei sehr hilfreich sein, da sie sicherstellen, dass du den Lernstoff regelmäßig wiederholst, ohne dass du selbst daran denken musst.
Letztlich ist es entscheidend, dass du dir selbst vertraust und die Methode wählst, die am besten zu dir passt. Weitere Information zu Lernmethoden, insbesondere zum Thema Spaced Repition, findest du unter der Kategorie “Lernen”.
Die mündliche Prüfung besteht immer aus einem Prüfungsgespräch, während dem du in den drei Rechtsgebieten Zivilrecht, Strafrecht und dem öffentlichen Recht geprüft wirst. In den Bundesländern Berlin/Brandenburg, Hamburg und NRW (bei Ladung bis zum 16.02.2025; danach kein Vortrag mehr) musst du vor dem Prüfungsgespräch zusätzlich einen Kurzvortrag über einen Fall halten, für dessen Lösung du eine Stunde Zeit hast.
Frühzeitig mit dem Lernen beginnen
Sofern es für dich möglich ist, empfiehlt es sich, frühzeitig mit der Vorbereitung auf die mündliche Prüfung zu beginnen. Je eher du mit dem Üben beginnst, desto mehr Zeit bleibt dir, um dich nach Ladung und Mitteilung der Prüfungskommission voll auf die Protokolle deiner Prüfer:innen zu konzentrieren. Durch das frühe Lernen, insbesondere durch das regelmäßige Vortragen von Fällen, bekommst du Routine und kannst entspannter in die mündliche Prüfung gehen, da du Abläufe verinnerlicht hast. Da in der mündlichen Prüfung häufig keine Fragen "aus dem Lehrbuch" gestellt werden, sondern konkrete Fälle gemeinsam erarbeitet werden, ist das frühzeitige Üben mit Fällen eine großartige Wiederholung der Rechtsmaterie und die Vorbereitung auf den „Ernstfall“.
Vorträge regelmäßig üben
Solltest du als Teil der mündlichen Prüfung einen Vortrag halten müssen, empfiehlt es sich, dass regelmäßig Vorträge übst. Alte Fälle aus mündlichen Prüfungen samt Lösungen werden häufig durch deine Fakultät in einem Archiv bereitgestellt und sind online abrufbar. Das Üben der Vorträge ist wichtig, weil der freie Vortrag während des Studiums nicht geübt wird und du nur einen begrenzten Zeitraum zur Vorbereitung hast. Es ist es normal, dass du zu Beginn vielleicht nervös bist, dich verhaspelst, ins Stocken gerätst oder zu schnell sprichst. Aber du wirst sehen, dass du durch wiederholtes Üben Routine bekommst und dich verbessern wirst! Diese Routine ist super, weil sie dich auf den „Ernstfall“ in der mündlichen Prüfung vorbereitet und deine Nervosität mindert. Du weißt, was auf dich zukommt und kannst Vertrauen haben, dass du den Vortrag meistern wirst. Dass du einen guten Vortrag hältst, ist vor allem deshalb vorteilhaft für dich, weil der Vortrag der erste Eindruck ist, den die Prüfungskommission von dir erhält. Ein guter Vortrag kann den Grundstein für eine erfolgreiche spätere Prüfung legen. Einige Universitäten bieten Vortragstrainings an, bei denen du vor Dozent:innen deiner Universität einen Vortrag halten kannst und anschließend Feedback erhältst. Hier finest du ein Beispiel von der Uni Köln.
Lerngruppe zur Vorbereitung nutzen
Eine Lerngruppe eignet sich insbesondere zur Vorbereitung auf die mündliche Prüfung. Du kannst sowohl das Reden als auch das Präsentieren üben. Wenn du weißt, dass du hierbei Probleme hast, kann dir die Lerngruppe helfen, diese abzulegen. In der Gruppe kannst du das Präsentieren von Fällen üben und so deine Argumentations- und Ausdrucksfähigkeit sowie deine Körpersprache während des Vortrages verbessern. Ihr könntet euch zum Beispiel einmal die Woche treffen, um je einen Fall pro Person vorzutragen und zu besprechen. Ihr könnt euch aber auch drei Mal die Woche treffen, um zum Beispiel in jedem Rechtsgebiet je einen Vortrag pro Person zu üben und zu besprechen. Achtet bei eurer Besprechung darauf, dass ihr nicht nur inhaltliches Feedback gebt, sondern auch Feedback zu Körpersprache, Sprachgeschwindigkeit, Nachvollziehbarkeit der Argumentation, etc. gebt. Benutzt jemand ständig „Ähs“ oder andere Füllworte oder fasst sich immer in die Haare? Diese kleinen Angewohnheiten können durch regelmäßiges Üben abgelegt werden und dich souveräner wirken lassen. Auch wenn es vielleicht unangenehm erscheint, es hilft, wenn du dich beim Vortrag selbst filmst. So kannst du deine Vortragsweise selbst bewerten und gegebenenfalls ändern. Sofern du Zeit hast, empfiehlt es sich, dass du auch die Fälle der anderen Mitglieder deiner Lerngruppe vor- und nachbearbeitest. So steigerst du deinen Lerneffekt!
Prüfungsprotokolle nutzen
Auf Plattformen wie Examensheld findest du Prüfungsprotokolle für viele Prüfer:innen. Sobald dir durch das Prüfungsamt mitgeteilt wurde, wer deine drei Prüfer:innen sind, kannst du ihre Namen in der Datenbank suchen. Das Angebot ist kostenlos, sofern du nach deiner mündlichen Prüfung ebenfalls drei Protokolle zu den Prüfungsgesprächen mit deinen Prüfer:innen einreichst. Auch Fachschaften einiger Universitäten bieten Protokolle an. Hier findest du beispielsweise die Seite für die Sammlung an Prüfungsprotokollen für die mündliche Prüfung im Ersten Staatsexamen von der Humboldt-Universität zu Berlin. Diese Protokolle berichten detailliert über die Erfahrungen mit verschiedenen Prüfer:innen und können dir Orientierung geben, welche Personen dich in der mündlichen Prüfung erwarteten. Du kannst aus den Protokollen lernen, welche Themen und Rechtsgebiete deine Prüfer:innen bevorzugt prüfen und darauf beim Lernen einen Schwerpunkt legen. Bitte beachte, dass dir Protokolle zwar wertvolle Hinweise geben können, aber nie ausgeschlossen werden kann, dass Prüfer:innen spontan ungewöhnliche Themen prüfen. Zusätzlich kannst du deine Prüfer:innen online recherchieren. Vielleicht hat dein/e Prüfer:in kürzlich einen wissenschaftlichen Beitrag veröffentlicht, arbeitet in einem examensrelevanten Rechtsgebiet oder hat Interessen, die im Zusammenhang mit Prüfungsthemen stehen. Auch diese Hinweise geben dir die Möglichkeit, gezielt zu lernen und dich auf spezielle Fragestellungen vorzubereiten.
Prüfungssimulationen wahrnehmen
Viele Universitäten, wie beispielsweise die Freie Universität Berlin, bieten Prüfungssimulationen an, die du als Prüfling besuchen kannst. Diese Simulationen sind eine großartige Möglichkeit, dich mit der tatsächlichen Prüfungssituation vertraut zu machen. Wenn du dich für die Teilnahme als Prüfling anmeldest, kannst du selbst erleben, wie eine mündliche Prüfung abläuft und lernst bereits vor deiner mündlichen Prüfung auf Fragen spontan eine Antwort zu finden. Falls du nicht als Prüfling teilnehmen kannst oder möchtest, kannst du die Simulationen auch als Zuhörer:in besuchen, um die Abläufe zu beobachten. Die Prüfungsämter bieten außerdem die Möglichkeit, eine mündliche Prüfung von Anfang bis Ende anzusehen. Hier findest du die Hinweise des GJPA für Zuhörer:innen in der mündlichen Prüfung.
Wenn du es bevorzugst, individuell zu üben, kannst du Dozent:innen direkt fragen, ob sie bereit wären, mit dir oder deiner Lerngruppe eine private Simulation durchzuführen. Auch wenn es überfordernd wirken kann, an einer Simulation teilzunehmen – es lohnt sich! Es muss dir nicht unangenehm sein, wenn du etwas Falsches sagst oder eine Antwort nicht weißt, denn das ist völlig normal. Aus deinen Fehlern kannst du nur lernen! Im besten Fall machst du sie während der Simulation und nicht während deiner mündlichen Prüfung.
Aktuelle juristische Entwicklungen verfolgen
Während deiner gesamten Vorbereitung auf die mündliche Prüfung ist es wichtig, dich über aktuelle rechtliche Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Viele Prüfer:innen beziehen aktuelle Entscheidungen oder relevante Ereignisse in ihre Prüfungsfragen ein oder nutzen sie als Anlass, sich einen Fall auszudenken. Um dich auf dem Laufenden zu halten kannst du allgemeine und rechtsbezogene Nachrichten (z.B. LTO, FAZ-Einspruch, juris oder juristische Blogs) lesen und Podcasts wie den „FAZ-Einspruch“ und „Die Rechtslage“ (beide auf Spotify verfügbar) hören. Außerdem gibt es viele Zeitschriften, die mögliche examensrelevante Entscheidungen aufbereiten (z.B. RÜ, JuS, JA). Diese Zeitschriften musst du nicht selbst kaufen, in der Regel wird deine rechtswissenschaftliche Fakultät sie in ihrem Bestand führen, sodass du interessante Beiträge dort nachlesen kannst. So bleibst du auf dem aktuellen Stand und bist in der Lage, auf mögliche Fragen zu aktuellen Rechtsentwicklungen zu antworten oder zumindest mitreden zu können.